Pressemitteilung der Kampagne „Sexarbeit ist Arbeit. Respekt!“, Berlin, 2. Juni 2019
Anlässlich des Internationalen Hurentages gingen gestern mehr als 200 Sexarbeiter*innen und Freund*innen in Berlin auf die Straße und demonstrierten gegen die nach wie vor bestehenden rechtlichen und gesellschaftlichen Diskriminierungen.
1975 hatten in Lyon Sexarbeiter*innen die Kirche Saint Nizier für mehrere Tage besetzt. Vorausgegangen waren vermehrte Razzien der Polizei mit Bußgeldern, weil Sexarbeiter*innen auf der Straße auf ihre Kunden warteten. Dagegen wurde die Polizei nach 2 Morden an Sexarbeiter*innen nicht aktiv.
Andere Sexarbeiter*innen solidarisierten sich und besetzten Kirchen in anderen französischen Städten. Sie forderten mehr Schutz, bessere Arbeitsbedingungen und Rechte. Die Politiker*innen weigerte sich, sie anzuhören oder mit ihnen in den Dialog zu treten und ließen stattdessen nach wenigen Tagen die Kirchen räumen.
Seitdem hat sich nicht viel verändert. Sexarbeiter*innen werden weltweit ihre Rechte verwehrt.
Am 02. Juni 2016 beschritt Deutschland sogar einen besonders diskriminierenden Weg: während vor dem Bundestag über 100 Sexarbeiter*innen für ihre Arbeitsplätze demonstrierten, verabschiedeten die Bundestagsabgeordneten drinnen das umstrittene ProstituiertenSchutzGesetz. Seit dem Inkrafttreten am 01. Juli 2017 sollen nun alle Sexarbeiter*innen einer regelmäßigen Zwangsberatung und Zwangsregistrierung unterzogen werden. Auch wird das Gesetz auf kommunaler Ebene genutzt, um gut geführte, schon lang bestehende Bordelle mit fairen Arbeitsbedingungen zu schließen.
Von Schutz keine Spur. Geschweige denn von Rechten oder Respekt.
In Berlin demonstrierten am 01. Juni 2019 folgerichtig die Sexarbeiter*innen gegen die Registrierung und das ProstSchG insgesamt.
Strich / Code / Move
Die Kampagne „Sexarbeit ist Arbeit. Respekt!“ ist ein Zusammenschluss von Sexarbeiter*innen, feministischen Aktivist*innen und Sozialarbeiter*innen, die sich für die Rechte von Sexarbeiter*innen einsetzen. Sie bündelt seit der Gründung im Jahre 2016 deutschlandweit die Energien gegen das ProstSchG. Dieses Jahr starten wir mit der Strich / Code / Move Scharmkunstaktion – zunächst in Berlin (weitere Städte folgen). 5 Lovemobile stehen vom 22. – 27. Juli 2019 auf dem Washingtonplatz. Dabei kommen KünstlerInnen und PassantInnen über das aktive Kunstmachen ins Gespräch – über den Wert von Intimität, Sexualität, Sexarbeit und die Frage: gibt es dafür einen Code?
Weitere Infos finden Sie unter https://strich-code-move.art
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Pressekontakt: Stephanie Klee, 0174-9199246