Sexarbeit = Gewalt? Veranstaltung zu Gewalt in der Sexarbeit und Gegenstrategien der Hurenbewegung

Anlässlich des 25. November 2017, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, veranstaltete die Kampagne „Sexarbeit ist Arbeit. Respekt!“ in Kooperation mit Hydra e.V., Treffpunkt und Beratungsstelle für Prostituierte eine Diskussionsrunde in Berlin.


Anstatt jegliche Prostitution als Gewalt abzustempeln, wie es anlässlich dieses Tages auch vielfach getan wird, haben wir versucht einen differenzierten Blick auf die vielfältigen Situationen von Sexarbeiter*innen und ihren Umgang mit etwaiger Gewalt bei ihrer Arbeit zu werfen.
Als Expert*innen auf dem Podium hatten wir eine Vertreterin des Peer-Projekts von Hydra, eine Vertreterin von trans*sexworks, Dante Dionys (Escort, Porn-Performer & Aktivist) und Stephanie Klee (Sexarbeiterin, move e.V, profiS) zu Gast.

Zunächst berichtete die Sexarbeiterin von trans*sexworks von Belästigungen auf dem Straßenstrich bis hin zu (versuchter) Körperverletzung, bei der aus vorbeifahrenden Autos Gegenstände auf die arbeitenden Sexarbeiter*innen geworfen werden. Vor allem beschwerte sie sich dabei über die Untätigkeit der Polizei, die selbst bei genau protokollierten Vorfällen nichts unternimmt.
Daran anschließend erklärt Dante Dionys, dass die Vorstellung, Gewalt in der Sexarbeit sei „normal“ und gehöre zum Berufsbild, weit verbreitet ist. Dies hängt vor allem auch zusammen mit dem gesellschaftlichen Stigma, dem Sexarbeiter*innen ausgesetzt sind.
Auch Stephanie Klee von unserer Kampagne meint: „Gesellschaftliches Stigma und diskriminierende Gesetzgebung tragen dazu bei, dass Gewalt gegen Sexarbeiter*innen zunimmt“ und fordert mehr Unterstützung für die Professionalisierung und das Empowerment von Sexarbeiter*innen, damit sie selbstbestimmt Entscheidungen treffen können und auch stark sind, wenn sie mit problematischen Situationen konfrontiert werden.
Die Vertreterin des Hydra-Peer-Projekts betont, dass eine sehr wichtige Strategie von Sexarbeiter*innen gegen Gewalt das Zusammenarbeiten mit Kolleg*innen ist. Das wird jetzt allerdings durch die vielfältigen Regeln des neuen „Prostituiertenschutzgesetzes“ sehr stark erschwert, da sich z.B. nicht mehr ein paar Kolleginnen einfach eine Arbeitswohnung teilen können, sondern eine von ihnen als „Betreiberin“ auftreten und zahlreiche Voraussetzungen erfüllen muss.

In diesem Zusammenhang sind sich dann alle unsere Diskutant*innen einig, dass die neue Gesetzgebung Gewalt in der Sexarbeit nicht verringern oder eindämmen, sondern eher sogar noch verschärfen wird. Eine zentrale Forderung der internationalen Hurenbewegung ist, dass Sexarbeiter*innen in alle Entscheidungen und die sie betreffende Gesetzgebung einbezogen werden müssen: Nothing about us without us!
Mit dieser Erkenntnis um dem Aufruf, in der Vorweihnachtszeit doch zur Abwechslung mal Geld an Hurenprojekte (siehe unten!) zu spenden, schloss unsere spannende Diskussionsveranstaltung.

trans*sexworks: Peer-Netzwerk für trans Sexarbeiter*innen

Peer-Projekt bei Hydra e.V.: kollegialer Wissensaustausch und Workshops am Arbeitsplatz in Berlin

profiS von move e.V.: Fortbildungen für Sexarbeiter*innen am Arbeitsplatz

Spenden an die Kampagne „Sexarbeit ist Arbeit. Respekt!“